MIT LEIDENSCHAFT JURISTIN

In Ehesachen (Scheidung fällt darunter) besteht grundsätzlich Anwaltszwang. Derjenige Ehegatte, der den Scheidungsantrag stellt, braucht unbedingt einen Anwalt. Der andere Ehegatte, der dem Scheidungsantrag nur zustimmt, braucht keinen eigenständigen Anwalt. Müssen die Ehegatten aber neben der Scheidung noch Folgesachen wie Unterhalt oder / und Zugewinn (Vermögensauseinandersetzung) klären, dann besteht Anwaltszwang für beide Ehegatten.

Sind beide Ehegatten sich einig, was bei der Scheidung geregelt werden muss, reicht praktisch ein Anwalt aus. Zu beachten ist aber, dass dieser Anwalt im Streitfall eine Partei zu vertreten hat.

Der Anwalt kann nie beide Ehegatten vertreten.

Die Ehe kann nur von einem Gericht geschieden werden. Welches Gericht zuständig ist, hängt von vielen Faktoren ab, auf die hier noch nicht einzugehen ist. Dieses Verfahren vor Gericht setzt voraus, dass ein Scheidungsantrag von einem Rechtsanwalt eingereicht wird. Diesem Scheidungsantrag sind beigefügt:

• Prozessvollmacht für den Rechtsanwalt

• Kopie Heiratsurkunde

• Ggf Geburtsurkunde der minderjährigen Kinder.

Ist der Ehegatte wirtschaftlich arm, bestünde die Möglichkeit, dass zusätzlich Antrag auf Gewährung der Verfahrenskostenhilfe gestellt wird.

Liegt dem Gericht der Scheidungsantrag vor, wird sodann das Aktenzeichen vergeben und das Gericht wird von Amts wegen die Frage nach dem Versorgungsausgleich klären, indem es an die Ehegatten das Formular V10 zum Versorgungsausgleich verschickt. Dieses Formular ist notwendig, dass die in der Ehezeit erworbenen Rentenanwartschaften ermittelt werden können. Die Ermittlung übernimmt die Deutsche Rentenversicherung. Dies kann je nach Umfang ca ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. Die Durchführung des Versorgungsausgleichs kann aber ausgeschlossen werden, wenn die Ehegatten sich hierüber einig sind und der Ausschluss nicht sittenwidrig ist.

Wurde alles geklärt, kann geschieden werden, wenn nicht andere Folgesachen diskutiert werden müssen.

Das Gericht bestimmt dann einen Scheidungstermin, bei dem die Ehegatten ihre Ausweise und Heiratsurkunde wie Geburtsurkunde der minderjährigen Kinder mitnehmen. Im Termin müssen die Ehegatten Angaben dazu machen, seit wann sie getrennt leben, ob ihre Ehe gescheitert ist und ob sie die Wiederherstellung der ehelichen Lebensgemeinschaft wünschen. Auch müssen die Ehegatten angeben, wie viel sie zum Zeitpunkt der Scheidung netto verdient haben und ob sie Vermögen haben. Der finanzielle Aspekt ist nur relevant für die Bestimmung der Anwalts - und Gerichtskosten. Haben die Ehegatten nur einen Anwalt wird die Scheidung nach Ablauf von einem Monat rechtskräftig.

Ja, grundsätzlich ist das Trennungsjahr Voraussetzung für die Scheidung. Nach Ablauf von zehn Monaten nach Tag der Trennung kann der Anwalt Scheidungsantrag einreichen.

In Ausnahmefällen muss man auf den Ablauf des Trennungsjahres nicht abwarten, so etwa wenn die Ehefrau von einem anderen Mann schwanger ist.

Absprachen bzgl Ablauf des Trennungsjahres sollten die Ehegatten nicht treffen, die wahrheitswidrig sind. Vor dem Zivilgericht besteht die Wahrheitspflicht. In einem Scheidungsverfahren kann es auch schnell passieren, dass die Ehegatten miteinander so arg zerstritten sind, dass an jegliche Absprachen nicht mehr gehalten wird und man den anderen Ehegatten vor Gericht "verpetzt".

Sympathie. Üblicherweise empfehlen Kollegen einen Fachanwalt, weil der Irrtum besteht, dass ein Fachanwalt mehr Kompetenz aufweist. Die Voraussetzungen für den Erwerb eines Fachanwaltstitels sind jedoch denkbar niedrig. Die Gebühr jedoch eher hoch. Beispielsweise müssen Rechtsanwälte innerhalb der letzten drei Jahre insgesamt NUR 120 familienrechtbezogene Mandate bearbeitet haben. Die Unterrichtseinheiten, die man absolviert haben muss, entspricht dem Unterricht aus dem Referendariat - also das, was sowieso jeder Rechtsanwalt vor 2020 lernen musste.

Im Internet wird mehr und mehr der Irrtum verbreitet, dass Fachanwälte besonders kompetent seien. Dabei fiel in der Vergangenheit unter Fachleuten eher auf, dass Fachanwälte meist keine Ahnung (mehr) von der juristischen Methodik haben (Grundlagen!) und die praktische Arbeit nicht juristisch fokussiert machen können.

Unabhängig von der Sachkompetenz ist die Sympathie und damit verbunden das Vertrauen Grundvoraussetzung für das Mandatsverhältnis.

Es gibt die Möglichkeit, einen Beratungsschein vom Amtsgericht zu holen. Für laufende Gerichtsverfahren gibt es die Möglichkeit der Verfahrenskostenhilfe. Da der Anwalt bei einem Mandat mit einem Beratungsschein fast gar nichts verdient (zwischen 50 - 170 EUR), kann jeder Anwalt ein solches Mandat wegen Arbeitsüberlastung ablehnen.

Ja, ein Wechsel der sog. Beiordnung ist möglich. Aber Achtung: Der nächste Anwalt muss aber auf den Teil der Gebühr verzichten, den der erste Anwalt schon verdient hat. Aufgrund dessen ist der Wechsel der Beiordnung nicht besonders beliebt bei Anwälten.

Das Gesetz, va § 34 RVG, schreibt nicht vor, wie hoch diese Gebühr ist. Der Anwalt ist daher frei, 5€ oder 500€, also beliebig zu verlangen. In der Praxis, insbesondere bei Rechtsschutzversicherungen, hat sich die Gewohnheit ergeben, dass Anwälte 190€ + 36,10€ USt verlangen. Aus diesem Grund kostet die Erstberatung idR 226,10€.

Rechtlich nein. Aus wirtschaftlichen (und v.a. emotionalen) Gründen kann es sein, dass die Veräußerung sinnvoll ist.

Das hängt davon ab, wie die Eigentumsverhältnisse sind. Sind beide Ehegatten Miteigentümer, empfiehlt es sich, wenn der eine Ehegatte dem anderen den Miteigentumsanteil abkauft.

Sind Schwiegereltern bei der Finanzierung oder beim Bau beteiligt, ist eine besondere Rückabwicklung erforderlich. Das jedoch ist ein besonderes Verfahren, das man nur mit juristischem Sachverstand betreiben kann.

Ist nur ein Ehegatte Eigentümer ist die Immobilie der allg. Vermögensauseinandersetzung (Zugewinnausgleich) untergeordnet.

Das hängt ganz davon ab, wie die Ehegatten zueinander sind und stehen. Manche Ehegatten brauchen einen längeren Abschied voneinander, was bedeuten kann, dass das Verfahren mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Das äußert sich zB dadurch, dass ein langes Unterhaltsverfahren geführt wird oder seit fünf Jahren über die Höhe des Zugewinns gestritten wird. Zu beachten ist auch, dass die Anwälte ihren Beitrag dazu leisten können, ob ein Verfahren schnell endet oder ewig nach hinten gezogen wird. Für viele Anwälte ist es zur Standard - Strategie geworden, "Ausdauer" zu zeigen.